Überlichtgeschwindigkeit: Schneller als Einstein erlaubt?

Heidelberg. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse haben sich fest im Fundus der Allgemeinbildung verankert. So beispielsweise, dass Licht sich stets geradlinig ausbreitet oder sich ein Objekt höchstens mit Lichtgeschwindigkeit bewegen kann. Doch in unserem Universum trifft das nicht immer zu – und das wusste schon Einstein und war damit völlig einverstanden.

Seine Umwelt verstehen zu wollen, liegt in der Natur des Menschen. Um diesem Wunsch nachzukommen, bedienen wir uns unseres gesunden Menschenverstandes. Dies tun wir auch dann, wenn dieses Streben uns hinaus in die Weiten des Kosmos führt. Doch wenn wir versuchen, zur Erklärung kosmologischer Phänomene die uns aus dem Alltag vertrauten Vorstellungen über Raum und Zeit zu nutzen, stoßen wir rasch an unsere Grenzen. Denn eine ganze Reihe kosmischer Phänomene lässt sich mit dem Konzept eines unveränderlichen dreidimensionalen Raums nicht erklären. Das geht nur anhand einer formbaren vierdimensionalen Raumzeit. Dass sich auch dieses Konzept anschaulich verstehen lässt und wie es all die merkwürdigen Vorgänge im Kosmos erklärt, ist in der Titelgeschichte ‚Kosmologische Kuriositäten‘ (Teil 1) der Februarausgabe von „Sterne und Weltraum“ zu lesen.

Die Kosmologie ist die Wissenschaft, die unser Universum als Ganzes beschreibt. Ihr zu Grunde gelegt ist die Einsteinsche allgemeine Relativitätstheorie, in der der Physiker die Gravitation erklärt – jene Kraft, die als einzige über die riesigen Distanzen im Kosmos hinweg wirken kann. In seiner Theorie stellte Albert Einstein die Verbindung zwischen der Schwerkraft und der Raumzeit her. Seitdem ist die vierdimensionale Raumzeit als ein formbares dynamisches Gebilde zu verstehen.

Zu den Kuriositäten dieser Theorie gehört beispielsweise, dass sich Licht von Massen auf krumme Bahnen zwingen lässt. Im Weltraum breitet es sich also nicht unbedingt entlang gerader Linien aus! Ebenfalls kurios ist die Expansion unseres Universums. Doch was dehnt sich dabei eigentlich aus? Das Weltall mit all seinen Inhalten? Es ist der Raum, der mit der Zeit expandiert, nicht jedoch darin enthaltene Körper, die durch die Schwerkraft zusammengehalten werden. Unsere Erde etwa oder auch die Galaxien behalten ihre Größe bei.

Auch, dass sich manche Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit von uns entfernen, lässt die Kosmologie zu – und das widerspricht nirgends der Tatsache, dass die Lichtgeschwindigkeit eine konstante Größe ist, die auch durch größte Beschleunigung nicht überschritten werden kann.

Zum Hintergrund: Albert Einstein entwickelte die allgemeine Relativitätstheorie völlig eigenständig in jahrelanger mühsamer Arbeit. Sie beschreibt die Wirkung der Schwerkraft durch das Konzept einer gekrümmten Raumzeit. Unser Universum dehnt sich aus, und das sogar immer schneller. Physiker bezeichnen dies als beschleunigte Expansion und verstehen darunter, dass die Abstände in unserem Universum mit der Zeit immer schneller anwachsen. Für den Nachweis dieses Expansionsverhaltens wurde 2011 der Nobelpreis für Physik verliehen.

Bestimmt wird diese Expansion des Universums von seinem Materie- und Energieinhalt. Dass Licht von Massen abgelenkt wird, kann sogar bei Sonnenfinsternissen durch astronomische Beobachtungen gemessen werden. Auch Gravitationslinsen im Universum zeigen die Wechselwirkung von Licht mit Massen auf: Bei diesen Objekten handelt es sich um kosmische Ansammlungen von Materie, die Licht von dahinter liegenden Quellen verzerren. (Quelle: Sterne und Weltraum, Februar 2013 )

Buchtipp:
Der Widerhall des Urknalls: Spuren einer allumfassenden transzendenten Realität jenseits von Raum und Zeit

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